Jour 10 – Cotentin numero trois

… oder: Magische Orte und eine Straße ohne Namen.

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Eigentlich ist heute wieder ein Tag gewesen, bei dem ich nicht weiß was ich schreiben soll, weil mir nicht nur einmal die Worte fehlten. Und Bilder auch nicht all das wiedergeben können, was man gesehen hat. Kurz gesagt – atemberaubend trifft es ganz gut. Und mehr als einmal kam uns mit voller Macht in den Sinn, dass es manchmal eine riesengroße Sauerei ist, WAS der Mensch mit der Natur anstellt. Gerade hier, wo es doch hier so schön ist. Doch dazu später.

Eigentlich wollten wir heute mal so umherfahren, die Cascaden in der La Saire und eine Ciderie besuchen, noch mal an die Steilküste und mal gucken was uns so unterwegs noch so begegnet.
Die Cascaden haben wir gleich gefunden. Sehr klein, hübsch und geradezu niedlich. Man kam aber gar nicht weit genug heran, Privatgelände. Naja. Also weiter. Nächstes Ziel, da in der Nähe und mehr oder weniger zufällig ist noch einmal Barfleur. Es ist Hochwasser (Flut) und ziemlich windig.
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Nächster Stop ist nochmal das La Maison de Bisquits in Sortosville-en-Beaumont. Hier wollte ich noch mal eine besondere Sorte Kekse kaufen. Wir beschliessen noch einen Kaffee im Cafe dort zu trinken. Allerdings macht uns die freundliche Bedienung darauf aufmerksam, dass das Cafe gerade schliesst. Es ist 12:30 Uhr bis 14 Uhr geschlossen. Es ist gerade 12:29 Uhr. Aber … sie fragt, was wir haben möchten und bringt uns dann noch gerne unsere beiden Kaffees und ein paar Kekse dazu. Trotz eigentlich schon zu ist 🙂
Der Laden allerdings hat ja noch auf und ich bekomme noch meine Kekse. Und Cidre und Calva … und so weiter. Seufz. Es ist einfach zuuu verlockend!

Weiter geht es zum Cap Flamanville. Hier parken wir am Aussichtspunkt und gehen den Küstenwanderweg ein Stück entlang … und gelangen an einen alten Steinbruch (jedenfalls sehen die Steinabbrüche nicht alle natürlich aus). Es ist windstill, es ist warm, das Meer glitzert in der Sonne, man sieht Fischerboote und die vorgelagerten Inseln. Eine Art Lichtung am Ende des Weges, begrenzt von Felswänden, die einige Meter hoch sind. Schmetterlinge fliegen umher, Gras und Blumen zwischen den Felsen und der Blick aufs Meer. Die Stelle ist geradezu magisch. Es ist wunderschön.
Und es tut im Herzen weh, wenn man weiß, das nur ein paar Kilometer weiter in Flamanville ein Kernkraftwerk direkt am Atlantik steht. Warum?
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Weiter geht es über die Halbinsel auf der Route de Caps und durch kleine, malerische Dörfer, vorbei an Herrenhäusern, uralten Kirchen, Festungen, alten Höfen. Kreuz und quer. Eigentlich müsste man mal die ganze Gegend „erwandern“ – Radfahren wäre mir, bei fehlenden Radwegen an *den* Strassen, allerdings viel zu gefährlich. Leider. Obwohl man sehr viele Radrennfahrer sieht. Apropos Straße …
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Hier wusste sogar das Navi nicht mehr weiter 🙂 irgendwo zwischen Flamanville und La Hogue.

Ein Schild – Assichtspunkt „Treize Vents“ in Herqueville. Okay … dann ma hin da. Und das wird dann die nächste Überraschung des Tages. Der Wanderweg führt in eine Schlucht. Mit einem Wasserfall. Der auch ein bisschen größer (und viel schöner!) als die Cascaden heute morgen ist.
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Steintreppen führen zum Strand runter und man landet in einer Bucht an der Steilküste. Es ist fast Niedrigwasser und wir wandern fast eine Stunde bei fast völliger Stille ringsum auf den Steinen und den Felsen umher. Beobachten Fische und Garnelen, bewundern schöne Steine und finden steinerne Haie und Echsen. Auch hier ist es windstill und warm. Und auch so magisch und wunderschön.
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Aber auch hier, wie an Cap de Flamanville, wird uns schmerzlich bewusst, das ein paar Kilometer weiter die nächste Anlage ist – die Wiederaufbereitungsanlage in La Hague … man möchte nicht daran denken. Viel zu schön ist es hier. Und doch ist das hier allgegenwärtig. Und ein Fluch unserer Zeit, wie schon mal gesagt.

Es ist noch Zeit, erst später Nachmittag, also halten wir noch einmal kurz am Leuchtturm am Cap La Hague und auch in Omonville, wo gerade eine kleine Ausstellung mit Luftbildern besonders schöner Orte und Plätze der Normandie ist.

Rückweg nach Cherbourg an der Küste entlang. Nur noch morgen … der letzte Tag in Cherbourg. Schade.
jour 11