Tag 9: Étretat

… oder: „Du kannst Dir ja in der Zwischenzeit schon mal einen Zylinder kaufen.“

Zu erst der Wetterbericht: ihr ahnt es schon. Genau. Die Sonne scheint. 13 Grad am Morgen, kein Regen angesagt, nur Wind. Also Jacke einplanen.

Heute geht es ein Stück östlich an der Küste entlang, nach Étretat. Dort wo der Felsenbogen ins Meer ragt und dort wo die Romane über Lupin spielen.

Wir fahren dieses Mal die Autobahn entlang, schon alleine aus Zeitgründen und, weil wir sonst nicht über die Pont de Normandie fahren könnten. Kostet zwar etwas Maut aber das ist nicht viel und ist es wert.

Am Vormittag kommen wir also in Étretat an und machen gleich mal eine unnötige Stadtrundfahrt, da die Parkplätze entweder zu plötzlich da und dann vorbei, oder voll oder gar nicht da waren. Doch irgendwie haben wir dann Glück und finden den gefühlt letzten Parkplatz des Ortes.

Auf gehts. Den Berg hinauf. Wirklich lange den Berg hinauf. Naja, die Steilküste ist dort hoch und wenn man oben lang will muss man ja irgendwie hoch. Oben wandert man dann so auf einer Hochebene entlang, der Blick an die Küste wird durch einen Golfplatz versperrt. Na super. Und dann kommt uns eine Familie entgegen und sagt uns netterweise, dass der Aussichtspunkt dort oben, den wir fast erreicht hatten, leider gesperrt ist. Grmpf …

Also zurück, in die Ortsmitte und an den Strand. Dort sieht man die Felsen eben nicht von oben sondern von unten. Aber auch das lohnt sich in jedem Fall.

Die kleine Kapelle, die wir uns eigentlich ansehen wollten, steht allerdings oben auf einem Felsen. Da mein Bedarf an „Berg rauf laufen“ sowieso vorerst gedeckt ist und ich eh noch viel zu wenig gemalt habe, beschließe ich unten zu bleiben. Torsten macht sich also alleine auf den Weg die Trillionen Stufen zur Kapelle hinauf.

Ich stattdessen setze mich an den Strand, packe Skizzenbuch und Rötelstift aus und zeichne.

Übrigens ist es sehr mühsam auf den großen Strandsteinen zu gehen und es ist verboten, davon welche mitzunehmen. Die Steine dämpfen die Wucht der Wellen und schützen demnach die Küste. In den Felsen gibt es mehrere Höhlen, eine davon ist theoretisch bei Ebbe begehbar – es ist jedoch nicht erlaubt. In einer anderen spukt es, dort sollen dereinst drei junge Damen zu Tode gekommen sein.
Ich bleibe lieber am Strand sitzen.

Wie es oben bei der Kapelle aussieht schickt Torsten mir dann als Bild aufs Handy. Die Aussicht jedenfalls ist gigantisch. Die Kapelle ist leider zu. Aber alleine wegen dem Blick hier hat sich der Aufstieg gelohnt.

Zurück gehts dann wieder über die Pont de Normandie und die Autobahn. Mit verwirrenden Mautstellen und einem Tankstopp.

Nächster Halt soll dann Falaise des Vaches Noire sein, bei Villers-sur Mer. Die schwarzen Felsen stammen aus dem Zeitalter Jura und sind nicht nur ein beliebtes Fotomotiv sondern auch ein wissenschaftlich wichtiger Fundort von Fossilen.
Doch leider, leider kommen wir nicht an den Strand so einfach heran. Später erfahren wir dann, dass der Zugang wohl nur über das dortige paläontologische Museum und nur mit vorheriger Anmeldung möglich ist.
Das müssen wir dann mal auf später verschieben.

Stattdessen fahren wir ein kleines Stück weiter, parken das Auto in Houlgate und kaufen in einer Patisserie Pain au chocolat und setzen uns auf eine Mauer am Strand und gucken aufs Meer. Das ist auch gut.

Langsam wird es spät genug für die Rückfahrt, ein Stück ist es ja noch bis Bayeux. Dort halten wir noch mal bei Supermarkt.

Auch dieser Tag war lang, die Füße sind müde. Abendessen im Häuschen, einen Cidre, Bilder angucken.

Morgen geht es weiter. Morgen wollen wir mal in die Stadt. Nach Caen. Mathilde und Wilhelm besuchen.

Tag 10: Caen