Verschwundene Orte – Sabissa und Wuitz

Alles begann mit einem Stein auf einem Friedhof. Und mit einer Dorfchronik. Naja, klingt dramatischer als es war … aber spannend und interessant ist es dennoch.

Zum Einstieg möchte ich erstmal erklären, dass ich (Lis) familiäre Wurzeln in der näheren Umgebung der beiden Orte habe und die Geschichte der verschwundenen Orte deshalb interessant finde. Zumal ich mich auch noch an die Zeiten mit Bergbau und Kohleproduktion erinnern kann.

Wir haben, bei einem Spaziergang einen alten Grabstein entdeckt haben, der auf Sabissa und Wuitz, zwei Orte, die auf den Landkarten nicht verzeichnet waren, hinwies. Ein Blick in die Dorfchronik … aha, beide Orte sind quasi in der Nachbarschaft. Waren in der Nachbarschaft. Denn im Zuge der Erweiterung des Tagebaus nördlich des Ortes mussten Sabissa und Wuitz ebendiesem Tagebau weichen. Wie so viele andere kleine Dörfer im ganzen Gebiet auch. In den 60-er Jahren begann man damit, die Bewohner der beiden Orte umzusiedeln und den Tagebau zu erweitern. Dieser allerdings bestand nur noch bis 1964, dann wurde er aufgegeben.

Die Braunkohle, die dort abgebaut wurde, wurde in direkter Nachbarschaft verarbeitet. Ich kann mich noch dunkel an die Brikettfabrik erinnern. „Dunkel“ trifft es auch … genau so muss es ausgesehen haben. Heute sieht man zum Glück nichts mehr davon, die Brikettfabrik wurde komplett abgerissen. Die Natur erobert sich das Gelände langsam zurück. So weit das möglich ist natürlich.

Auf alten Karten habe ich dann Sabissa und Wuitz gefunden, denn auf neueren findet man keinerlei Hinweise dazu. Dann habe ich die alten Karten mit aktuellen verglichen und anhand von alten Wegpunkte und Markierungen die ungefähre Lage der beiden Orte gefunden. Der ehem. Tagebau selbst ist ja natürlich 40 Jahren nicht mehr in seiner damaligen Form erkennbar und schon gar nicht begehbar. Teils ist er bereits renaturiert, teils ein durch hohe Zäune abgesperrter See und teils auch bereits wieder komplett verschüttet, da er nach der Aufgabe als Müllkippe genutzt wurde. Ich glaube, ich möchte gar nicht so genau wissen, was dort unten so alles liegt …

Jedenfalls erreicht man die ehemalige Flur von Sabissa noch. Das Gebiet befindet sich etwas nördlich der Bundesstraße an einer Wegekreuzung. Was mich verwirrt hat ist die Tatsache, dass die Wege auf der alten Karte fast exakt mit den jetzigen Wegen dort übereinstimmen. Und das Gebiet des Tagesbaues noch viel weiter nördlich beginnt. Sollte Sabissa weggebaggert worden sein, und später dann aber wieder zugeschüttet (durch Abraum oder durch Müll), warum sind dann die Wege auf alten Karte an selber Stelle wie sie jetzt noch sind? Merkwürdig. Wurde Sabissa eventuell völlig umsonst aufgegeben, da der Tagebau dann gar nicht mehr bis dorthin kam?

Die Flur von Wuitz war einfacher zu finden. Hierfür gibts noch im Nachbarort einen Wegweiser, der zum Bahnhof Wuitz-Mumsdorf weist. Und Reste diesen Bahnhofs sind auch das einzige, was vom Ort geblieben ist, was man heute noch sehen kann. Der Rest ist sozusagen heute im See. Hinter einem hohen Zaun. Dort ragen tote Bäume aus dem Wasser und Beton … Gebäudereste? Reste einer Brücke des Tagebaues? Gruselig ist es irgendwie dennoch irgendwie. Auch, dass das Gelände des Tagebaues nie richtig rekultiviert wurde, so wie andere Tagebaue auch. Der Großteil ist zwar jetzt ein See, aber Teile davon sind im Wald und leider auch (inoffiziell und verbotenerweise natürlich) begehbar. Es renaturiert sich selbst … aber rekultiviert wird es nicht.

Wir fanden es jedenfalls spannend auf Suche zu gehen und sich ein wenig mit der Geschichte der Gegend auseinander zu setzen.

Und eins bleibt noch zum Schluss zu sagen: zum Glück, wirklich zum Glück ist Zeit des Braunkohlebergbaus dort vorbei! Nicht nur verschwundene Orte und Landschaften prägen die Gegend dort, sondern auch durch Tiefbau fast völlig unterhöhlte Orte und Landschaften und mit all dem zusammen nie wieder vollständig wiederherstellbare Natur und Lebensräume.