Tag 8: La Suisse Normandie

Heute wollen wir in die Schweiz. In die normannische Schweiz sozusagen. Schleswig-Holstein ist der Normandie ja ein wenig ähnlich und ne eigene Schweiz hat Schleswig-holstein ja auch.

Zwei ehemalige Burgen und ein paar Schritte im Nationalpark haben wir uns vorgenommen. Bloss nicht zu viel laufen und schon gar nicht wandern, mein Fuß und mein Knie tun schon noch weh und ich will das nicht überbeanspruchen.
Nun ja. Soviel zur Theorie.

Das Wetter ist wieder mal schön. Vielleicht ein bisschen windig, aber das macht ja nix. Das erste Ziel ist in Grimbosq das Château d‘Olivet, eine ehemalige Motte aus der ersten Hälfte des 11.Jahrhunderts.

Die Motte, bzw. die noch sichtbaren Überreste davon sind im Wald (Foret de Grimbosq) versteckt. Ein wirklich schöner Wanderweg führt dorthin, bis man vor einer kleinen Senke steht an deren Seite sich ein hoher Erdhügel erhebt. Auf dem stand einmal der Holzturm, der allerdings wohl nur ein Wach- oder Fluchtturm war, denn wenn man auf dem Hügel steht, sieht man auf der anderen Seite eine zweite, größere Senke in der noch Mauerreste des Herrenhauses, des Torhauses, der Küche und der Kapelle zu erkennen ist. Es muss eine relativ kleine Anlage gewesen sein. Und versteckt im Wald. Das hat ja fast was romantisches. Zumal dieser Platz heute auch irgendwie verwunschen wirkt. So still und zugewachsen mit wilden Erdbeeren und Blumen.

Weiter oben im Wald soll noch eine Kapelle St. Anne sein. Die wollen wir uns auch noch ansehen. Allerdings ist der ausgewiesene Weg im Wald wirklich nicht für verletzte Knöchel geeignet. Also laufen wir zum Parkplatz zurück um ein einen Wanderparkplatz näher an die Kapelle heran zu fahren. Naja, zum zweiten Mal an diesem Tag: so viel zur Theorie 😀

Der Weg jedenfalls fing wirklich toll an. Breit, eben, flach. Links und rechts lichter Laubwald mit Blümchen im Gras. Doch dann wurde es hügeliger, uneben, steinig. Ich hätte es mir denken können, liegt die Kapelle doch am Fluss, der wird ja sicher im Tal sein. Es ging lange, kurvig und steinig bergab. Und wo es bergab geht, gehts ja auch wieder bergauf.
Aber unten angekommen war es wirklich hübsch. Wir sind unter einem Viadukt über die L‘Orne. Die Kapelle selbst ist aber eher einfach und schon fast ein Lost Place.

Wir gehen wieder ein Stück hoch auf den Viadukt, auf dem eine Fahrradstraße und eine stillgelegte Bahnstrecke ist. Die Aussicht von hier oben ist aber schön.

Doch ein Stück weiter nach oben auf den Wanderweg zurück müssen wir schon. Bergauf. Und ein ganzes Stück zurück zum Parkplatz ist es dann auch noch. Aber immerhin gibts dort einen Kaffee. Dieses mal haben wir nämlich alles dafür mit. 😉

Das nächste Ziel ist Château Ganne, eine Burgruine einer Burg, dessen älteste Überreste bereits aus dem 10. Jahrhundert stammen. Einer der späteren Herren dieser Anlage war Raoul de la Pommeraye, welcher ein Gefährte Wilhelms des Eroberers war, der gemeinsam mit ihm England erobert hatte.

Viel ist nicht mehr erhalten, nur noch ein paar steinerne Ruinen, aber es ist alles nachvollziehbar beschriftet und man erahnt durchaus, wie gewaltig die Anlage mal gewesen sein muss.

Weiter gehts direkt in die Berge der Suisse Normandie. Es ist schon ziemlich hügelig hier, vielleicht vergleichbar mit dem Harz. Wir halten an einem Kanurastplatz, gehen ein Stück an der L‘Orne entlang, die hier durch ein Tal führt, das von hohen Felswänden gesäumt wird. Ein bisschen sieht es aus wie in der Ardeche. Aber nur ein bisschen.

So langsam tut mir aber nicht nur der Knöchel sondern das halbe Bein weh und es ist bereits später nachmittag. Also machen wir uns langsam auf den Rückweg. Unterwegs halten wir noch an einer kleinen Kapelle, wieder eine St. Anne. Die ist auch aus dem 11. Jahrhundert und wurde von einer Tante von Wilhelm dem Eroberer gestiftet, nämlich weil sie an der Stelle einen jungen Ritter traf, der mit seinem Vater auf der Jagd war und von einem Wildschwein verletzt wurde. Sie bat Gott darum, den jungen Ritter zu retten … wenn er das tue, so wolle sie an dieser Stelle eine Kapelle bauen.
Nun, da steht sie, die Kapelle. Romantisch, oder?

Inzwischen war es auch Abend geworden und da wir gerade unterwegs waren, stellten wir uns vor die Wahl: Abendessen im Häuschen? Dazu müssten wir noch was einkaufen. Irgendwo was essen gehen? Pizza aus dem Automaten?

Die Restaurants die wir unterwegs gesehen haben, hatten noch zu. Die meisten machen ja erst 19 Uhr wieder auf. Also doch selber kochen? Oder wirklich Pizza aus dem Automaten? Lieferservice kommt nicht bis ins Häuschen und einen Backofen haben wir da nicht. Hmmm … naja, letztlich haben wir das Auto noch mal in Bayeux abgestellt und sind dort noch mal auf die Suche nach etwas zu essen. Restaurants hats da ja viele. Doch die waren entweder noch zu. Oder schon zu. Oder sogar schon lange zu. Oder wenn offen, dann voll. Wir sind wirklich durch ganz Bayeux gelaufen (naja, zumindest haben wir die Altstadt kreuz und quer durchlaufen) und haben nichts gefunden.
Doch dann, kurz vor der Verzweiflung doch noch mal am Pizzaautomaten anzuhalten, haben wir ne kleine, nette Creperie in einer Seitenstraße gefunden. L‘insolite. Die hatte sogar auf und auch einen Tisch für uns frei.

Die Crêpes waren super und hinterher gabs den weltbesten Cappuccino überhaupt. Da hat sich das Suchen doch mal wirklich gelohnt.

Über 20000 Schritte sind wir heute gelaufen und am späten Abend dann im Häuschen musste ich wirklich die Beine hochlegen.

Morgen könnte ich meinem Knöchel ja mal schonen. Na mal sehen ob das was wird.

Gute Nacht erstmal für heute.

Tag 9: Étretat