Tag 12: Zum Schluss noch zwei Abteien

Der letzte Tag ist angebrochen. Schon. Wie schnell doch die Zeit vergangen ist. Heute noch mal was ansehen, abends wollen wie nach Bayeux und dann heißt es Taschen packen.
Die Hühnchen und die Gans bekommen heute natürlich auch ihre morgendliche Ration. Nur Chaperlipopette, die Hofkatze haben wir schon lange nicht mehr gesehen und gehört. Sie hat ja versucht ins Haus zu kommen und durfte es nicht, vielleicht versuchte sie es dann auch gar nicht mehr.

Achja, wir wollten ja noch Cidre kaufen. Und dieses Mal nicht nur welchen aus dem Supermarkt (obwohl der preiswerteste Cidre im Supermarkt immer noch deutlich besser ist als das, was Zuhause als Cidre im Supermarkt verkauft wird …) sondern direkt vom Erzeuger. Lucie und Françios haben zwei Tipps für Anbieter in der Nähe und zu einer fahren wir dann auch gleich hin – Ferme Felicitas (https://www.ferme-felicite.fr) in Longues-sur-Mer. Nun, es ist kurz nach 10 Uhr und wir werden darum gebeten, den Cidre doch auch zu probieren, bevor wir ihn kaufen. 😁
Angesichts des Tagesplanes habe ich aber darauf verzichtet, alle Sorten, inkl. Calva, durchzuprobieren. Sonst wäre ich im Auto eingeschlafen. Mitgenommen haben wir dann zwei Flaschen Cidre und eine Flasche Pommeray.

Weiter gehts dann aber erstmal wieder mit Kulturgeschichte und unserem ersten Ausflugsziel des Tages, der Abbaye Cerisy-la-Forêt. Diese Abtei ist die älteste der Normandie. Sie wurde im Jahre 1032 durch den Herzog der Normandie Robert den Prächtigen, welcher der Vater Wilhelm des Eroberers gewesen war, gegründet. Auch Wilhelm hat später dann viel zur Finanzierung der Abtei beigetragen. Angesichts der Größe der Abtei hatten es beide wohl bitter nötig, zur Buße so etwas zu finanzieren.

Die Abteikirche, wie sie jetzt noch da steht, stellt im Wesentlichen einen Wiederaufbau aus dem letzten Viertel des 11. Jahrhunderts dar. Im frühen 19. Jahrhundert wurde das Langhaus um fünf Joche verkürzt, was der Kirche ihr heutiges, quadratisches Aussehen gibt.

Ist die Anlage von außen schon besonders, von innen war sie eine richtige Überraschung. Im Eingangsbereich findet man ein kleines Museum vor, in dem noch erhaltene Kapitelle und wunderschöne Bodenfliesen aus den ehemaligen Klosterbereichen ausgestellt sind.

Die Abteikirche St. Vigor selbst ist romanisch schlicht und klar, doch wenn man mit offenen Augen durchgeht, findet man Reste von Malereien, Kapitelle mit Gesichtern und Fantasiewesen, verzierte Nischen und eine kleine, staubige Kirchenmaus. 😃 Die huschte aber schnell wieder in irgendeinen Winkel.

In einem Teil des Torhauses gibt es noch einen Raum mit einer Ausstellung in der, neben alten Büchern (hinter Gittern) eine Reliquienkiste steht, die Wilhelm gestiftet haben soll. Ansonsten ist der Raum allerdings irgendwie skurill und ein bisschen spooky.

Aber trotzdem, diese Abtei ist wirklich etwas besonderes.

Mit dem Kauf der Tickets für diese Abtei erhält man Rabatt für drei weitere Abteien in der näheren Umgebung. Nur eine davon (Abbaye Hambye) interessiert uns und da es ja noch früh am Nachmittag ist, fahren wir dort noch hin. Das Tor ist noch verschlossen – bis 14 Uhr, also gibt es am angrenzenden Picknickplatz (die gibts hier zum Glück überall) erst Kaffee und Kekse für uns.

Die Abtei und die Kirche Notre-Dame de Hambye wurde Mitte des 12.Jahrhunderts von Guillaume Painel gegründet. Die Blütezeit der Abtei war dann im 13. Jahrhundert, bevor sich langsam ein Niedergang abzeichnete. Die letzten Mönche verließen dann das Kloster wenige Jahre vor der französischen Revolution. Danach wurde die Abtei verkauft und die Gebäude landwirtschaftlich genutzt. Die Abteikirche selbst aber wurde ab 1810 in einen Steinbruch umgewandelt und der Kreuzgang des Klosters einige Jahre später abgetragen. Erst ab Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Abtei als geschütztes Denkmal eingestuft.

Heute befindet sich die Abtei zum Teil in Privatbesitz und wird als Museum der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Einige der Klostergebäude wurden wieder hergestellt – die Reste der Abteikirche wurden gesichert und können als Ruine besichtigt werden.

In einem der Gebäude die als Museum dienen sind hervorragende Informations-Displays, bei denen man sich die Abtei im 13. Jahrhundert in 3-D ansehen kann. Und an verschiedenen Punkten im Außenbereich kann man mittels eines Tablets entweder den Wirtschaftshof oder die Abteikirche als 3-D Modell ansehen. Das ist wirklich super gemacht.

In einem Teil der Gebäude sind auch noch Malereien aus dem 13. Jahrhundert erhalten.

Doch am meisten beeindruckt die Abteikirche, von der im Prinzip nur noch die Außenmauern stehen. Innen wachsen Gras und wilde Blumen, zwei Grabplatten vor der Stelle, an der einmal der Altar gewesen sein muss, liegen im Sonnenlicht und Dohlen huschen durch die Fenster. Das ist irgendwie surreal und schön und bedrückend zugleich.

Das war gleich noch mal ein Highlight des Tages und doch mal ein würdiger Abschluss der Reise und die Geschichte der Normandie.

Der Museumsshop im Torhaus ist überraschend groß und reichhaltig und natürlich muss, neben Keksen, auch noch ein Buch mit.

Mit den Keksen machen wir uns auf den Weg nach Vierville-sur-Mer, spazieren auf dem Strand und unter der Brücke hindurch, finden Jacobsmuschelschalen und sind doch irgendwie traurig, dass der Urlaub in der Normandie schon zu Ende ist.

Abendessen gibts noch mal in Bayeux in der Creperie. Ein letzter Gang durch die Stadt … au revior und bye bye. Bis bald mal wieder!

Morgen früh gehts nach Belgien, eine Zwischenetappe auf dem Weg nach Hause.

Tag 13 und 14: Heimreise