Zweiter Tag – Karlsbrücke, Kirchen, Kunst und Kafka

Der zweite Tag … und wir haben uns eine Menge vorgenommen. Zuerst aber brauchen wir mal eine Tageskarte für Bus, Straßenbahn und Metro. Am Bahnhof ist ein Automat, wie wir gestern schon gesehen haben. Gut. Der nimmt aber keine Karte und keine Scheine. Nur Kleingeld. Das haben wir nicht. Aber – ein „freundlicher“ Zeitgenosse kommt gleich herbei und spricht uns schnell und völlig unverständlich an und zeigt uns ein paar Münzen in seiner Hand. Er kann wechseln oder will uns das Geld auslegen oder schenken. Wir haben keine Ahnung und auch keinen Bedarf. Vertrauenswürdig wirkt er jedenfalls nicht. Als er, trotz freundlichem „No Thanks“ und Kopfschütteln unsererseits noch unfreundlicher wird und darauf beharrt uns Kleingeld für den Automaten geben zu wollen, drehen wir uns um und gehen. Die gewünschten Tageskarten haben wir dann im kleinen Kiosk am Bahnhof geholt. Das ist sowieso sicherer.
Also, immer schön achtsam sein – Spitzbuben gibts überall.

Mit der Straßenbahn (die hier wirklich alle paar Minuten fahren) geht es dann in Richtung Karlsbrücke. Dachten wir jedenfalls. War aber falsch. Also wieder zurück, andere Bahn, andere Richtung. Macht ja nichts, so sieht man was von Prag und dadurch, dass dort wirklich jedes jemals gebaute Straßenbahnmodell fährt, lernt man auch noch was über die Geschichte und die Bauarten der verschiedenen Schienenfahrzeuge.

Jedenfalls kommen wir dann aber auch an der berühmten Karlsbrücke an und können schon erahnen, was hier los ist, wenn Hauptsaison ist. Es ist nämlich jetzt schon relativ voll. Vor allem, weil alle paar Meter ein anderer Künstler sitzt, der Portraits anfertigt und verkauft. Aber, das wollen wir ja nicht … so bewundern wir die Brücke, die Aussicht und die Statuen an der Brücke und kommen dann auch am anderen Ufer auf dem Burgberg (Hradčany) an. Es geht, vorbei an wirklich hübschen Häusern und kleinen Cafés immer den Hügel hinauf bis zum Burghof. Der so groß wie ein halber Stadtteil ist, denn die Prager Burg (Pražský hrad) ist mit einer Grundfläche von rund sieben Hektar, das zweitgrößte geschlossene Burgareal der Welt (das größte ist die Marienburg).

Nach einem ersten Überblick ist das erste was wir uns ansehen natürlich der Veitsdom (Katedrála sv. Víta), der das größte Kirchengebäude Tschechiens ist. Der Veitsdom wurde ab 1344 nach Vorbild der französischen Königskathedralen errichtet – was man durchaus auch sieht. Er ist Teil des Welterbes Historisches Zentrum von Prag und wirkt durch das Sonnenlicht, welches durch die vielen, riesigen Glasfenster scheint, besonders beeindruckend.

Im Dom findet man Glasfenster nach Entwürfen von Alphonse Mucha, die beeindruckende, mit Halbedelsteinen und vergoldetem Stuck ausgekleidete Wenzelskapelle in einem der Seitenschiffe, das silberne Hochgrab des heiligen Johannes von Nepomuk und viele Malereien, Altarbilder und Bildhauerarbeiten, die teils noch aus dem Spätmittelalter erhalten sind.

Da noch die St. Georgs-Basilika (Bazilika svatého Jiří) auf unserem Plan stand, haben wir diese dann auf dem Burggelände gesucht und natürlich auch gefunden – was aber eine totale Überraschung war, denn anhand des barocken Portals wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass sich dahinter die gesuchte Basilika aus dem 10. Jahrhundert verbirgt:

Das ehemalige Kloster St.Georg  mit der zugehörigen Basilika wurde noch vor dem Jahr 921 als drittälteste Kirche in Böhmen erbaut. Die im Jahr 976 gegründete Benediktinerinnenabtei war das erste Kloster im Land. Die Kirche und das Kloster wurden später natürlich mehrfach umgebaut und später auch restauriert, aber dennoch, das Innere besticht durch schlichte, romanische Architektur mit wirklich wunderschönen Wandmalereien.

Nach soviel Kultur, Geschichte und Menschenmassen machen wir erst mal Pause in einem Café im Schatten der Kathedrale. Im Reiseführer habe ich vom Agneskloster gelesen und da man ja nicht genug von Geschichte, Kunst und Kultur haben kann (finde ich) machen wir uns dann auch bald auf den Weg zurück durch kleine Gassen zur Haltestelle der Straßenbahn, die uns wieder in die Altstadt bringen sollte. Die kam allerdings nicht. Also sind wir zu Fuß losgegangen und noch einmal über die Karlsbrücke (mit noch mehr Menschen) gelaufen.

Das Agneskloster (Anežský klášter) ist eine Klosteranlage aus dem 13. Jahrhundert, versteckt inmitten der Altstadt und nach seiner Gründerin Prinzessin Agnes von Böhmen benannt (von 1235 bis 1237 Äbtissin). Das Kloster zählt zu den bedeutendsten Werken frühgotischer Baukunst in Prag und beinhaltet einen Teil der Prager Nationalgalerie mit Werken der alten Meister ab dem 14. Jahrhundert.

Die Dauerausstellung im Kloster zeigt mittelalterliche Sakralkunst aus ganz Mitteleuropa, wobei das älteste Stück der Sammlung eine spätromanische Marienstatue ist. Neben gotischen Skulpturen, Flügelaltären und Tafelbildern aus tschechischen Kirchen gibt es auch eine ganze Reihe geschnitzter und von französischer Kunst beeinflusste Madonnen aus dem 12. und 13. Jahrhundert, den von 1350 stammenden Tafelgemäldezyklus des Meisters von Hohenfurth, die einzigartigen erhaltenen Teile eines Flügelaltars mit dem Hauptbild Madonna von Roudnice aus dem Jahr 1380, das düstere Triptychon des Reininghaus-Altars und u. a. Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren. Wir kommen noch in den Genuss einer kleinen, privaten Führung durch die Klosterkirche mit netten Geschichten über die Gründerin und die ehemaligen Bewohnerinnen des Klosters.

Inzwischen ist es Nachmittag und wir sind dann doch etwas fußlahm und fahren erstmal zurück zum Hotel. Später am Abend gehen wir dann noch mal los, in einem Brauhaus etwas essen (schon wieder Gulasch und Knödel und Crème brûlée für Fortgeschrittene) und machen noch eine kleine Rundfahrt durch Prag mit der Straßenbahn – vorbei an einem großen Polizeieinsatz in einer Bar … zu den tanzenden Häusern an der Moldau und bis zum Kafka Kopf, einer monumentalen, beweglichen Skulptur des Künstlers David Černý.

Das war ein langer Tag. Für heute ist dann erstmal erst Schluss – morgen ist ja noch ein Tag und da haben wir uns auch noch einiges vorgenommen.  🙂

(Quelle einiger Details zur Burg und der Kirchen: Wikipedia) 

Dritter Tag – alte Meister, altes Militär und ne alte Burg