Dritter Tag – alte Meister, altes Militär und ne alte Burg

Und schon ist der dritte Tag. Wir machen uns gleich nach dem Frühstück wieder mit der Straßenbahn auf den Weg zum Burgberg. Dieses Mal nicht über die Karlsbrücke, sondern wir fahren eine andere Strecke und sehen so noch was von der Stadt.

Auf dem Burgberg angekommen sind hier bereits jetzt, es ist gerade mal 10 Uhr, richtig viele Menschen. Allerdings findet im Dom auch am Vormittag ein Konzert statt. Na bloß gut, wir haben uns den schon gestern angesehen, heute wären wir gar nicht reingekommen.
Am Eingang zur Burg steht allerdings die Polizei, die sporadisch Besucher kontrolliert. Und ja – natürlich wurde Torsten rausgewunken und der Rucksack kontrolliert. Bestimmt nur, weil die kleine DJI Pocket draußen an der Jacke hing, das sah wohl verdächtig aus. Aber, nach einem kurzen und freundlichen Wortwechsel durfte er auch rein 🙂

Da wir Dom und Basilika ja gestern schon besucht hatten, wollten wir heute die Galerie der Alten Meister (einem weiteren Teil der Nationalgalerie), die sich im Palais Sternberg (Šternberský Palác) befindet und weitere europäische Werke von der Antike bis zum Barock ausstellt. Neben Gemälden von Cranach und Dürer ist hier auch der riesige Passionsaltar aus Göttingen, erschaffen von Hans Raphon (um 1499) zu sehen.

Vor diesen Bildtafeln könnte man stundenlang stehen und man würde immer wieder Dinge entdecken. Wie ein mittelalterliches Wimmelbild. Wunderbar! Und ich glaube, besonders in diesem Saal haben wir den Wachmann doch etwas nervös gemacht, denn kaum jemand klebt fast mit der Nase an den Tafeln, um noch die winzigsten Dinge im Bild zu finden.

Als Nächstes wollen wir in die Strahover Bibliothek im Kloster Strahov, welches sich auch hier auf dem Gelände der Prager Burg befindet. Die alte Bibliothek beherbergt neben Büchern auch Drucke, Handschriften, Stiche und alte Landkarten. Und als besondere Kostbarkeit, eine Handschrift aus dem 10. Jahrhundert, das  „Evangeliar von Strahov“. Leider wird es aber nichts mit der Besichtigung, denn die Bibliothek ist geschlossen. Schade. Aber somit kommt sie auf die Liste der Dinge, die wir bei einem nächsten Besuch ansehen werden. Denn soviel steht jetzt schon fest – nach Prag müssen wir unbedingt noch mal.

Doch jetzt geht es erstmal weiter und mit der Bahn zurück in die Innenstadt zum Armadni muzeum Žižkov – einem Museum des militärhistorischen Institutes. Das ist relativ unauffällig in einem modernen Gebäude in der Vorstadt und das besondere daran ist, es ist gratis. Und wer denkt, dann ist es ja ein kleines, altes oder wenig liebevoll gestaltetes Museum – der irrt sich aber! Das Museum teilt sich auf drei Etagen auf, die jeweils einer Zeit zugeordnet sind – vom 14. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Und die Ausstellung ist richtig, richtig gut. Sehr informativ und authentisch bis in die Details. Nicht nur bei der spätmittelalterlichen Reitergruppe, dem Kampfwagen in Originalgröße oder der handgenähten bis ins kleinste Detail perfekten ausgestellten Kleidung und Ausrüstung, bis hin zu den interessanten Medienstationen hat man sich hier richtig viel Mühe gegeben.

Man merkt, dass das Museum zum militärhistorischem Institut gehört.
Und ganz unten, im letzten Teil der Ausstellung ist diese sehr berührend und bedrückend durch Bilder, Plakate, Fotos und vor allem einem nachgebauten Schützengraben mit Geräuschen, Nebel und täuschend echten Wachsfiguren. Von uns also eine ganz klare Empfehlung für dieses Museum. Und wenn man dann eine Pause braucht, gibt es ganz oben eine kleine, feine Cafeteria mit Dachterrasse, von der man einen schönen Blick über die Dächer von Prag hat.

Danach gehen wir dann erstmal wieder zurück zum Hotel (zu Fuß, es ist ja nicht weit entfernt) und fahren dann am frühen Abend zum Vyšehrad. Das war ein Tipp meiner Schwester (Vielen Dank dafür, das war wirklich ein super Vorschlag!)

Der Vyšehrad (oder Prager Hochburg) ist einer der bekanntesten frühmittelalterlichen Burgwälle in Böhmen und wurde als zweite Prager Burg bereits im 10. Jahrhundert gegründet und danach mehrfach bereits in der Romanik und Gotik umgebaut. Heute befinden sich innerhalb der Burganlage ein Park, die Basilika St. Peter und Paul und der Vyšehrader Friedhof, auf dem zahlreiche Künstler (z.B. Smetana und Mucha), Wissenschaftler und Politiker bestattet sind.

Die Kirche ist leider zu, aber wir spazieren über den Friedhof und den Park dort, bewundern die Aussicht über die Moldau und über Prag und finden ein nettes, kleines Bistro für das Abendessen. Hier oben ist es herrlich ruhig – und so schön!

Das war wirklich ein toller Abschluss unserer kurzen Reise nach Prag. Wir haben viel gesehen, sind viel gelaufen, sind mit der längsten und schnellste Rolltreppe zur Metro gefahren und so vieles mehr. Eine Menge steht noch auf der Liste für das nächste Mal, wie z. B. die Bibliothek, das Rathaus, Old Town Underground, das Biermuseum und mindestens eine Ausstellung über Mucha.

Für heute ist es aber erstmal genug. Auf dem Rückweg in Museum geben wir noch die letzten Kronen im Supermarkt aus und packen dann schon mal langsam die Rücksäcke. Morgen geht es dann zum Bahnhof. Laut Bahnwebseite fahren die Züge.

Heimreise