Tag 4 – 13 km bergauf

… so kam es mir jedenfalls vor. In Wirklichkeit waren es knapp 13 km „Wanderwege“ und nur knapp 300 Meter in die Höhe. Die aber gefühlt eben permanent.

Heute steht Bewegung auf dem Programm (als wir gestern schon nicht schon genug davon gehabt haben …) – eine Wanderung hier in der Umgebung. Laut einer bekannten Wandertour-App ist die Tour fast 13 km lang, mittelschwer, hat normale Wege und es bedarf keiner besonderen Kenntnisse. Und sie hat noch einigen alte Bunkeranlagen an der Strecke. Okay. Klingt gut.

Die Strecke beginnt in einem kleinen Ort an einer kleinen Kirche. Die ist aber leider geschlossen – also gehen wir gleich los. Frohen Mutes. Der erste Teil des Weges führt noch durch das Dorf, an Gärten vorbei in ein kleines Wäldchen. Und da gehts schon los. 
Man hat die Wahl zwischen einer maroden Holztreppe oder einem rutschigen Hang. Wir bemerken zum ersten Mal, dass es eine gute Idee war die Wanderstöcke mitzunehmen.
Vorbei geht es an einer kleinen Grotte in der Wasser fließt über einen kleinen Park in den Wald. Nicht alle Wege darf man begehen, ein Teil ist, aus Sicherheitsgründen gesperrt, denn im Wald befindet sich eine Ruine eines Fort aus dem 19. Jahrhundert und mehrere Bunkeranlagen und unterirdische Gänge – die auch einsturzgefährdet sind. Die begehbaren Wege sind aber relativ gut ausgeschildert. Noch.

Der Wanderweg ist gut begehbar, mal steinig, mal schmal, ein Mal geht es über eine große Hochebene und ein anderes Mal durch den Wald. Alles noch gut machbar. Nur die Wander-App hat wohl andere Daten – hier stimmen ab und zu mal die Abzweigungen nicht.
Wir kommen am Büttenwarder von Grand-Est vorbei – einem großen Gut, welches wohl mal richtig gut ausgesehen haben muss und jetzt aber leider völlig verfallen ist. Wir sind aber nicht ganz sicher ob er wirklich verlassen ist, auch wenn es so aussieht, denn es liegen neue Strohballen auf dem Hof und Rinder sind auch zu sehen. Laut einem gefundenen Eintrag im Internet leben dort wohl tatsächlich noch Menschen – die allerdings sehr aggressiv sind. Na bloß gut, dass wir niemanden gesehen haben. Und uns niemand gesehen hat!

Dann kommt, nach ungefähr 6 km der erste richtig schwere Anstieg. Der Weg führt tatsächlich einen Wald“weg“ hoch, der gefühlt 45 Grad Anstieg hat. Mindestens. Ohne Wanderstöcke wären wir da nicht mal raufgekommen.
Oben angekommen war dann erstmal eine Pause nötig – dafür haben wir aber einen besonders schönen Platz gefunden mit einer tollen Aussicht ins Tal.
Weiter geht es dann wieder über Wiesen zurück in den Wald. Und die Wander-App will uns genau so einen Hügel wieder hinunterschicken, wie wir vorhin gerade mühsam hinauf geklettert sind. Besser gesagt, die App sagt, da soll ein Weg sein. Da ist zwar ein Hügel mit einem wirklich steilen Abhang aber kein Weg. Nicht mal ein schmaler. ICH jedenfalls gehe da nicht runter. Nicht mal rutschend. Lieber nehme ich einen angekündigten Umweg in Kauf. Der Umweg auf einem richtigen Weg ist dann gar nicht weit, endet dann aber in einer langen Strecke auf einem ganz, ganz schmalen Weg der halb zugewachsen war. Wer weiß was diese App sich da schon wieder ausgedacht hat. Weiter gehts dann wieder über Wiesen und Waldwege. Und ab jetzt nur noch bergauf. Lange bergauf. Sehr lange bergauf.

Ich beginne innerlich zu fluchen. Und zu jammern. Aber es nützt ja nix. Wir müssen ja weiter. Ich kann nicht mehr, aber ich kann ja niemanden anhalten und ihn bitten, mich zurück nach Plappeville zu fahren, wo unser Auto steht. Also weiter. Es geht sanft bergauf auf einer weiteren Hochebene. Immer weiter bergauf. Wir kommen an einem weiteren Aussichtspunkt vorbei – wirklich sehr schön. Um dann auf der selben Hochebene parallel zum Weg vorher wieder zurück zu laufen. Grmpf …
Egal. Es ist ja nicht mehr weit und tatsächlich geht es ab jetzt langsam bergab. Zur Aufmunterung sehen wir hübsche Raupen und treffen einen sehr freundlichen „Wald-Ranger“, der uns erzählt, dass das eine besondere Wandergegend ist (oh jaaaa!) und fragt wo wir herkommen und uns erzählt, dass seine Kinder auch in Deutschland leben. Und der Blick ins Tal nach Metz hinein – genau auf die Kathedrale.

Wir sparen uns auf dem letzten Stück das Wäldchen mit dem schlammigen Weg, durch das wir wieder hätten gehen müssen und gehen lieber ein Stück Straße entlang. Darauf kommts nun auch nicht mehr an.
Geschafft. Wir sind am Startpunkt und am Auto angekommen.

Das war gar keine so lange Wanderstrecke, wir sind schon weit längere Strecken gewandert aber diese war irgendwie besonders anstrengend. Teils auch, weil diese Wander-App ständig Wege angezeigt hatte, die es gar nicht gab, bzw. die selbst für französische Verhältnisse keine Wanderwege sind und wir dauernd wieder ein Stück zurück mussten da der Weg endete.

Der Tag endet dann heute nur noch im Appartement. Morgen ist dann wieder eine Städtetour geplant und übermorgen gehen wir wieder wandern  😀

Tag 5 … Drei Länder