Tag 06 – Amiens

… erst auf dem zweiten Blick

Okay, das Fenster über Nacht offen zu haben ist hier keine gute Idee. Definitiv nicht. Auch nicht, wenn man sich Mühe gibt, die Autobahngeräusche zu ignorieren, sie als Einschlafmelodie zu nutzen oder sich einfach das Kissen übern Kopf zu legen … geht nicht. Gar nicht. Na gut, muss das Fenster eben zu bleiben. Gestern am späten Abend hat es hier noch geschüttet wie aus Eimern, heute morgen dann ist das Wetter deutlich besser, es ist zwar noch bewölkt und windig aber es soll sonnig und sogar ziemlich warm werden.

Wir fahren früh gleich nach Amiens und parken fast direkt an der Kathedrale. Es geht vier Etagen in den felsigen Boden hinein.

Die Kathedrale Notre Dame d’Amiens ist heute das größte französische Kirchengebäude des Mittelalters und hat, abgesehen von der niemals vollendeten Kathedrale von Beauvais (die wir 2017 besucht haben) mit 42,30 das höchste Mittelschiffgewölbe aller französischen Kathedralen und eine beeindruckende Westfassade. Sie ist übrigens bauliches Vorbild für den kurz darauf begonnenen Kölner Dom und Volumen in qm entspricht etwa dem Doppelten von Notre-Dame de Paris.

Der Fußboden der Kathedrale ist mit schwarz-weißem Fliesen belegt …z.B. in der Mitte des Langschiffs mit einem Labyrinth, worauf diejenigen die sich die Pilgerfahrt nach Jerusalem nicht leisten konnten, also erst mal fest jeder, mit dem Abgehen und Beten auf dem Labyrinth einen Ablass erhalten konnten.

Die zahlreichen Glasfenster sind wie immer in solchen Bauwerken beeindruckend. Einige stammen wirklich noch aus dem 13. Jahrhundert, die großen Rosetten aus dem 14. und 15.Jahrhundert. Das Sonnenlicht von draußen fällt durch die vielen farbigen Fenster hinein, das Licht tanzt über die Wände und den Boden … dazu diese unglaubliche Höhe. Einfach schön.

An der Fassade allerdings weiß ich überhaupt nicht, was ich fotografieren soll … sie ist einfach unglaublich voll mit Statuen und Motiven und Wasserspeiern.

In der Innenstadt selbst dann gibts einen Cappuccino in der Sonne (Sonnenschein und 15 Grad) und frische Choquettes.
Eine wirklich positive Überraschung ist das Quartier Saint-Leu, das älteste Stadtviertel Amiens, welches sich ab dem 13. Jahrhundert durch die Entwicklung von Kais an den Ufern der Kanäle und der Somme entwickelte. Hier siedelte sich Textilindustrie (wie Weber und Färber), sowie Gerbereien und Mühlen an. Trotz es erst in den 1980-er (!!!) Jahren saniert wurde, da die unhygienischen Zustände hier nicht mehr zumutbar waren, sind viele der mittelalterlichen Häuser noch erhalten, was den Charakter des Viertels bewahrt.

Am Kai direkt sind einige Restaurants, bei einigen kann man draußen oder auf einer überdachten Terrasse sitzen. Wir entscheiden uns für das Al’Patat’rie, essen Ficelle Picardie und Potjevleesch (eine flämische und damit immer nich regionale Spezialität) und Creme Brulee. In der Sonne …


Am späten Nachmittag fahren wir noch mal zum Supermarkt, holen Baguette und Cidre für Mama und fahren zum Picknick an einen See in der Nähe. Es ist immer noch schön warm.
Als letztes Ausflugsziel des Tages haben wir uns das Château de Folleville in der Nahe ausgesucht. Das finden wir auch, bzw. die Kirche davor, allerdings ist das Gelände geschlossen und wir sehen die Ruinen des Château leider nicht. Schade. Aber unterwegs gibt es noch mehrere Wegweiser zur Eglise de Montdidier. Wir versuchen es da noch mal, finden aber viele Dörfer, aber nicht die Kirche und fahren so stattdessen auf Landwegen ein bisschen umher und schauen uns die Gegend an.

Achja. bei der Post in Rivery besorgen wir Briefmarken und ich muss mir so das Lachen verkneifen, weil ich so an die Igel denken muss. (Insider für Sch’ti-Fans) 😀

Abends im Hotel gibt es die restlichen Choquettes aus dem Supermarkt und einen Cidre, bzw. französischem Bier. Dann müssen wir schon wieder die Tasche packen … morgen ist Samstag und es geht nach Antwerpen in Belgien weiter – als Zwischenstopp auf dem Weg nach Hause.

Tag 07 – Amiens – Antwerpen