… oder, warum sind hier alle Kirchen zu?
Sonnenschein schon am frühen morgen. So muss das sein. Aber trotzdem ist es noch kalt, gerade mal 6 Grad.
Heute wollen wir den Norden Gotlands erkunden. Ein bisschen Geschichte steht auf dem Plan und viel Natur.
Und das erste Ziel ist Stora Hästnas, in Visby.
Stora Hästnäs ist das am besten erhaltene profane mittelalterliche Gebäude auf Gotland. Das Haus wurde im 14. Jahrhundert erbaut und diente wohl einem Händler als Wohnung und Lager. Es hat allerdings nicht mehr ganz sein ursprüngliches Aussehen, da an den Seiten noch Anbauten gewesen sind, die nicht mehr da sind. Es steht heute unter Denkmalschutz und befindet sich in Privatbesitz, ist für Besucher jedoch zugänglich.
Am besten sieht es allerdings aber von außen aus. Innen ist es doch ziemlich … nunja, nicht gut erhalten, sagen wir mal so. Aber gut, so ein altes Gebäude als Privatperson zu erhalten und zu pflegen ist ja auch nicht einfach.
Weiter gehts – nächster Punkt auf unserer Liste (die wir aber nie so ernst nehmen, wir sind da total flexibel) ist die Kirche in Bro. Ja, eine Kirche … wer es schon vermisst hat, natürlich schauen wir uns auch wieder Kirchen an. Wie immer im Urlaub. Und die mittelalterlichen Landkirchen auf Gotland sind dazu auch noch besonders. Es sind durchweg Steinkirchen, die durch kriegerische und andere zerstörende Einwirkungen kaum verändert worden sind. In vielen dieser Kirchen sind noch bedeutende Glas- und Wandmalereien aus dem 12. – 14. Jahrhundert erhalten.
Leider war die Kirche zu. Schade. Nächster Versuch, die Kirche in Källunge.
Diese ist durch ihr außergewöhnliches Satteldach auch sehr hübsch … von außen. Denn auch diese war zu.
Dann gucken wir mal nach … okay, alle Kirchen sind erst ab dem 15.Mai für Besucher geöffnet. Hmpf, wir sind ne Woche zu früh hier.
Gut, dann können wir eben keine Kirchen von innen besichtigen. Naja, das ist dann noch ein Grund mehr, noch mal wieder zu kommen.
Okay, dann eben Natur. Die hat wenigstens keine Öffnungszeiten 😉
Im Naturreservat Klinteklinten stehen mehrere, große Raukar aus Kalkstein, an denen man sogar noch Fossilien von urzeitlichen Muscheln und Korallen entdecken kann, steht auf dem Hinweisschild. Wir haben leider keine gefunden, aber auch ohne ist der Spaziergang durch die Felsen in der Sonne auch schön. Auch hier wachsen wilde Blumen, unter anderem auch die wilde Kuhschelle.
Weiter gehts dann in den Norden und nun in den Wald. Tjelvars Grave wollen wir uns ansehen. Leider leitet uns das Navi aber vor eine gesperrte Straße. Wir lassen uns dann aber über eine Alternative leiten und der Weg wird dann doch ein bisschen abenteuerlich. Der Weg ist nicht nur schmal sondern auch uneben, bzw. gerade zu löchrig und führt quasi mitten durch den Wald auf einem Wirtschaftsweg.
Aber es lohnt sich. Ziemlich abgelegen, auf einer sonnigen Lichtung voller Blumen liegt die Steinsetzung.
Die ziemlich große Schiffssetzung Tjelvars Grab (schwedisch Tjelvars grav) aus der jüngeren Bronzezeit liegt in einem Gelände mit weiteren vor- und frühgeschichtlichen Zeugnissen, z.B. zwei eisenzeitlichen Fornburgen, kleineren Gräberfeldern und einzelnen Steinsetzungen.
Zurück geht es dann weitere 5 km durch den Wald. Schade, dass es auf Gotland keine Elche gibt. Das wäre hier genau die richtige Gegend um welche zu sehen.
Zurück auf richtigen Straßen ist das nächste Ziel die Kirchenruine Elinghem.
Hierbei handelt es sich um eine bereits sehr früh aufgegebene Kirche. Ihre Zerstörung wird bereits im Jahre 1601 erwähnt. Die Kirche stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und wurde bereits 1680 als „lange verfallen“ bezeichnet.
Die Ruine steht sehr malerisch auf einer Wiese und ist von einer breiten ringförmigen Mauer umgeben, bei der es sich wahrscheinlich um eine vorgeschichtliche Fornburg handelt.
Hier gibt es auch Picknick-Bänke auf der Wiese und unter den Bäumen, wir bleiben noch eine Weile hier und kochen uns einen Kaffee.
Den Turm von Hall-Hangvar (be)suchen wir als nächstes. Inzwischen sind wir ziemlich weit im Norden der Insel, die Küste ist nicht mehr weit. Der Turm steht wieder mitten im Wald, wieder ist es ein unebener Weg. Unser armes Stadtauto …
Leider gibt es hier kein Schild, um was für einen Turm es sich handelt. Es ist auch nur noch die Ruine des Steinturms erhalten, Reste einer Mauer sind noch im Unterholz erkennbar. Da der Turm relativ nah am Meer steht diente er vielleicht zur Überwachung des Meeres? Oder er war ein Teil der vielen Burgen, die es auf Gotland gab?
Wir fahren weiter bis zur Küste, halten an zwei Aussichtspunkten mit einer spektakulären Aussicht auf die Küste und den Strand und fahren dann nach Raukområde, an der Nordküste.
Ein kurzer Spaziergang durch den hübschen, kleinen Fischerort und schon sind wir am letzten Ziel unserer Ausflugsliste für heute. Die Jungfru. 27 Meter hoch ragt sie, die Jungfru, Gotlands höchster Raukar in die Höhe. Der Name kommt aufgrund einer Sage mit einem tragischen Ende, einer Jungfrau, die sich ins Meer stürzt.
Beeindruckend ist das auf jeden Fall und je nach Blickwinkel kann man auch die Jungfrau deutlich im Felsen erkennen.
Da es jetzt langsam spät ist, machen wir uns dann wieder auf den Rückweg. In Visby gehts noch mal in den Supermarkt, Abendessen besorgen und abends gehen wir noch eine kurze Runde bis zur Küste. Morgen ist leider schon der letzte Tag.